Mein behinderter Bruder [4]

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04 AusgeliefertIch war mein ganzes Leben lang noch nie so beschämt. Ich kam mir vor wie ein kleines, dreijähriges Mädchen, dass seine Eltern bei einer verdammenswürdigen Straftat ertappt hatten. Nichts und niemand mehr konnte mir helfen. Es knackte und knirschte im Gebälk meiner Persönlichkeit und mein ganzes Selbstwertgefühl, meine ganzer Personkern brach zusammen wie eine Sandburg im heißen, verdorrenden Licht der Mittagssonne. Ein Teil in meiner Psyche hoffte immer noch, das Ganze sei nichts weiter wie ein böser Alptraum.

Gleich würde ich Aufwachen, mich in meinem vertrauten Bett wiederfinden und alles wäre gut. Doch tief in mir wusste ich, dass dies alles nur Vertröstung und Ausflucht war. Blind und taub für die Umstände hatte ich mich selber in die peinlichste und bedrohlichste Lage meines Lebens chauffiert. Ich handelte wie in Trance. Ich zog mir die Körbchen meines BH über meine Brüste und hakte den Verschluss am Rücken wieder zu.

Die beiden Hälfte der geöffneten Bluse zog ich wieder zusammen und knöpfte sie von unten nach oben Knopf für Knopf zu. Ich hob meinen achtlos auf den Boden geworfenen Slip auf und streifte ihn mir über die Beine zum Becken. Ich hätte weinen können vor Scham und Ohnmacht. Mitbeiden Händen glättete ich meinen Rock und stieg wieder in meine Schuhe. Noch kurz durchs Haar gefahren und ich war äußerlich wieder halbwegs in Ordnung.

Äußerlich. Innerlich glich meine Seelenlandschaft einer zu Tode getroffenen japanischen Stadt nach einem schweren Erdbeben. Meine Selbstsicherheit, meine Lebensfreude, mein Optimismus, alles lag in Trümmern an Boden. Unvorstellbar, das alles wieder aufzubauen. Ich setze mich zu Markus auf die Couch. Seine Glied stand immer noch steif und stolz in die Höhe. War für ein Mann. Und dann dies! Ich nahm seine Hand und drückte sie. Er schaute mich an.

Er hatte zwar den Verstand eines zweijährigen Kinder, aber in seinen Augen konnte ich ein sprachloses Verständnis, ein warmherziges Mitgefühl lesen. Ich nahm seine Hose und zog sie vorsichtig über sein Glied. Sein machtvoller Stamm drückte den leichten Stoff nach außen wie eine überdimensionierte Stange eines großen Indianerzeltes. Ich drückte Markus einen flüchtigen Kuss auf die Wange und erhob mich. Was würde mir jetzt alles bevorstehen?Es war ein langer Weg zurück in das Büro von Dr.

Münster. Wenn es nicht so abgedroschen klingen würde: Jeder einzelne Schritt war eine Qual. Bei jeder einzelnen Türe überlegte ich mir, einfach abzuhauen und doch wusste ich, dass es mir nichts bringen würde. Die Fotoserie, die Dr. Münster geschossen hatte, war mein Untergang. Alles hätte ich abstreiten können, alles hätte ich auch abgestritten, nur gegen die Bilder war ich machtlos. Wie hatte ich nur so dumm und naiv sein können.

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Die Eingangstür in die Direktion war angelehnt, die Türe in das Direktionszimmer stand offen. Mein Körper versagte mir den Dienst. Ich ahnte, was mich im Zimmer des Direktors erwartete. Ich konnte einfach nicht mehr. Es war nicht fair und es war ungerecht vom Schicksal, mich für dieses kleine Vergehen so zu bestrafen. Ich litt Höllenqualen. In mir zitterte und bebte es, die Knie versagten mir beinah den Dienst. Es brachte mir nichts – ich musste da durch – koste was es wolle.

Langsam trat ich durch die Türe in das Direktionszimmer. Dr. Münster hatte sich eine strategisch günstige Position ausgesucht – er saJ3 hinter seinem Schreibtisch – geschützt und selbstsicher und mächtig. – Frau Dörfer, ich muss ihnen sagen, so etwas ist mir meine ganze Laufbahn nicht untergekommen. Seine Worte schossen hervor wie unzählige, kleine, bösartige Schlangenköpfe. Theatralisch zog er die Luft ein und hob die Arme. – Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, ich würde es nicht glauben!Ich glaubte ihm auch nicht.

Der schlaue Fuchs hatte alles brillant eingefädelt und ich war ihm prompt in die Falle gegangen. Irgendetwas, irgendwer musste mir doch helfen! Doch niemand kam, nur ich blieb in diesem großen Zimmer vor dem Schreibtisch stehen und konnte nur warten, was weiter geschah…. Dr. Münster erhob sich und kam auf mich zu, In mir krampfte sich alles zusammen. – Wir machen alles, um unseren lieben Behinderten eine liebevolle Umgebung zu schenken, und dann so was.

Seine Blicke maßen mich von oben bis unten und es schien ihm zu gefallen, was er so sah. – Ich glaube, sie machen sich keine Vorstellungen, – er machte eine Pause – was diese Schweinerei für Auswirkungen auf die sensible Psyche von Markus hat. Kein Widerstand regte sich in mir, alles blieb still, alles blieb tot. – Was haben sie sich eigentlich gedacht?Es entstand eine längere Pause, in der man nur das träge Ticken einer Uhr hörte.

– Also gut, wenn sie nicht wollen. Münster machte kehrt und stellte sich hinter seinen Schreibtisch. – Ihnen ist wohl klar, dass ich als Heimleiter die dienstliche und moralische Verpflichtung habe, diesen widerlichen Vorfall bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen und natürlich auch ihren Dienstgeber zu verständigen!Er hob einen dünnen Akt vom Schreibtisch auf und schlug ihn auf. Seine kalten, gefühllosen Augen nahmen mich wie ein Schlachttier ins Visier. – Sie arbeiten bei der Firma “info-Managment“? Es war viel mehr eine Feststellung, denn eine Frage.

– Ich bin neugierig, wie die Geschäftsleitung auf diesen Vorfall reagieren wird. Ich war nicht neugierig darauf, ich wusste es und er wußte es natürlich auch. Perfektion und untadelige Arbeit waren das ungeschriebene Credo in der Firma. Einen solchen Skandal konnte sich niemand leisten. Ich war faktisch schon gekündigt – von der Reaktion meiner Freunde, Bekannte und Nachbarn ganz zu schweigen. Eine längere Pause entstand. Niemand sagte etwas. Dr. Münster schaute mich gelangweilt an und ließ die Kraft der Worte wirken, die er in geballter Form auf mich abgelassen hatte.

Es hätte der vielen Worte nicht bedurft. Ich hatte alles schon gewusst, wie ich das widerliche Klicken des Photoapparats hinter mir gehört hatte. -Frau Dörfer, sie verhalten sich äußerst unklug und un-koperativ!Ich würde ihm nicht den Triumph gönnen, um Gnade zu winseln. Dieses letzte Stück Selbstachtung war ich mir einfach schuldig. Voller Hass in den Augen schaute ich ihn an. – Sie brauchen mich nicht so verachtend anschauen. Ich war es nicht, der ihren Bruder schäbig missbraucht hat!- Schäbig missbraucht! Ich verlor die mühsam aufrechterhaltene Fassung.

Tränen rannen mir über das Gesicht. – Sie perverses und krankes Schwein. Sie haben das ganz bewusst provoziert und mich in einen Falle gelockt. ..Mir versagte die Stimme. Er blickte mich triumphierend an. – Bewusst provoziert, perverses Schwein…Er ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen. – Frau Dörfer, ich glaube, sie verkennen die Tatsachen. – Wenn ich nicht – zufällig – vorbeigekommen wäre. Gekonnt versagte seine Stimme. Wie oft er wohl schon dieses Spiel gespielt, sich in dieser Rolle gesonnt hatte?Dr.

Münster setzte neu an. – Frau Dörfer, wie kennen in der Psychologie sogenannte Kurzschlusshandlungen. Ohne es zu wollen, sperrte ich interessiert die Ohren auf. Ich war bereit, mich an jeden Strohhalm zu klammern, und sei er auch noch so klein. – Menschen verhalten sich dann ganz anders, als sieselbst und ihre Umgebung erwartet..- Sie dann dann quasie ein Opfer der Umstände..Münster trat hinter seinem Schreibtisch hervor und legte mir den Arm um die Schulter.

– Jetzt seien sie doch nicht gleich so verschreckt. Eine Hand von ihm berührte meine Brust und umfasste sie dann fest. – Wir werden schon Mittel und Wege finden, die für sie so unangenehme Situation zu bereinigen. Ich wusste nur zu gut, worauf er hinauswollte. Mein ganzer Körper verkrampfte sich, doch innerlich wusste ich: Ich hatte seinen Forderungen nichts entgegenzusetzen. Ich war ihm und seinen perversen Phantasien und Spielen vollständig ausgeliefert.

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Kommentare

Dauersteher 23. Mai 2017 um 7:45

bin gespannt wie es weiter geht! Es geht doch weiter, oder?

Antworten

Siegi 23. Mai 2017 um 14:24

Danke, war super zum lesen und mit zu empfinden. Aber der Schluss sollte dich ein Happyend haben.
So eine Superschwester!

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